Wenn das Leben auf sich warten lässt

Die erste Photoreise geht mit Menschen, die kein sicheres Bleiberecht in der Schweiz haben. Ihre Geschichten sind so unterschiedlich und vielfältig, wie diese Menschen selbst sind. Und doch haben sie alle eines gemeinsam: das frühere Leben, das sie aufgeben mussten, ist nicht mehr; das Heute ist durch die existenziellen Sorgen und belastenden Alltagssituationen gezeichnet; die Zukunft wird bestenfalls ausgeblendet, man lebt also in den Tag hinein, im schlimmsten – hängt sie wie ein Damoklesschwert über die Köpfe.

 

Asylsuchende, Flüchtlinge, Schutzbedürftige, … Was noch? Was wissen wir von ihnen? Sie kommen aus Krisenländern übers Meer oder Land, sie sind durch den Krieg und Elend gezeichnet, stellen Asylgesuchen, kosten Geld, viel Geld, das sind die komischen Gestalten, sie stören nur das Stadtbild. Ach ja, kriminell sollen sie allesamt auch sein.

 

Das sind die Bilder, die durch Rechtspopulisten verteufelt, in den Medien verbreitet und in Köpfen fest eingepflanzt werden. Aber wenn wir einem dieser Menschen begegnen würden, was würden wir denn sehen?

Würden wir eine Lehrerin, einen Spitzensportler, einen Studenten oder einen Ingenieur sehen? Oder etwa einen liebenden Familienvater, eine fürsorgliche Mutter, einen Musikliebhaber oder eine begabte Künstlerin? Würden wir uns fragen, wer diese Menschen ausser „Flüchtlinge“ sind und was sie wirklich ausmacht?

 

Wohl kaum, da wir uns eine weitere Auseinandersetzung mit diesen und anderen Fragen nicht zumuten wollen. Und wenn wir nur einen Augenblick darüber nachdenken, ob wir selbst ausschliesslich aus einem einzigen Blickwinkel wahrgenommen werden wollen, wird es uns schnell klar: nein danke, bestimmt nicht! Denn jeder Mensch ist facettenreich und einzigartig und will auf ein einziges Aspekt nicht reduziert werden.

 

Dies ist ein Versuch, meinen Begegnungen, den Menschen, die ihre Heimat unfreiwillig verlassen mussten, ein Gesicht zu geben und ihre Geschichten ein Stück verständlicher zu machen.

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